Die Inhaltsstoffe der Cannabis-Pflanze faszinieren uns Menschen schon seit über 5000 Jahren. Schon die Oma unserer Oma benutzte die Kraft der Cannabis-Pflanze, um Zahnschmerzen zu lindern oder nachts einfach besser schlafen zu können. Auch in der schamanistischen Tradition hat Cannabis seinen Stellenwert schon vor tausenden Jahren manifestiert. Die Inhaltsstoffe der Cannabis-Pflanze sind so vielfältig, wie das Pflanzenreich selbst: Cannabis kann zum einen als Heilpflanze eine effektive Waffe gegen viele Leiden sein. Zum anderen ist es möglich, mit Hilfe von Cannabis andere Dimensionen des menschlichen Bewusstseins zu erreichen und somit ein wichtiger Teil individueller und gesellschaftlicher Entwicklungen.
Manche Cannabis-Strains (Sorten) rufen mehr medizinische Effekte hervor, während andere Sorten den Geist deutlich mehr ansprechen. Lange Zeit war es der Menschheit unbekannt, weshalb diese Unterschiede zu Stande kommen und die Züchtung auf spezielle Eigenschaften war oft vom Zufall abhängig.
Im letzten Jahrhundert vor dem großen Millennium haben Forscher sich im Zuge der Entdeckung biochemischer Zusammenhänge auch den Inhaltsstoffen der Cannabis-Pflanze gewidmet.
Cannabinoid-Hotspot Israel: Hier wurde Geschichte geschrieben
In Israel wurde 1964 das bekannteste Cannabinoid-Molekül der Cannabis-Pflanze, Tetrahydrocannabinol (THC) erstmals isoliert:
Raphael Mechoulam und Yehiel Gaoni gelang am Weizmann-Institut für Wissenschaften in Israel der Durchbruch in der Erforschung der Cannabinoide, als sie erstmals THC in seiner reinen Form vom Rest der Pflanze trennte. Seither wurden zahlreiche weitere Cannabinoide entdeckt, die sich nach und nach auch in immer mehr Cannabis-Genetiken finden.
Doch was deutlich weniger bekannt sein dürfte, ist die weit frühere Entdeckung des heute in der Medizin populären Cannabidiols (CBD). CBD wurde bereits 1940 an der Universität von Illinois entdeckt – damals jedoch noch für giftig gehalten.
THC und CBD sind 2020 in aller Munde – das eine durch seinen mehrheitlich illegalen Status und psychische Effekte, das andere durch seinen legalen „Cannabis-Light“ Status und beruhigende, nicht-psychoaktive Wirkung. Dazu gesellen sich im Moment die beiden Cannabinoide CBG und CBD, auf welche sich ebenfalls große medizinische Hoffnungen stützen. In diesem Beitrag wollen wir die verschiedenen Cannabinoide kurz vorstellen. Doch zu Beginn noch ein paar …
…Gemeinsamkeiten der Cannabinoide:
Cannabinoide sind nicht nur in Cannabis zu finden. Sogenannte Endocannabinoide werden vom Körper selbst hergestellt, darunter zählt beispielsweise Anandamid. Und auch im Pflanzenreich sind Cannabinoide nicht nur in Hanf-Pflanzen zu finden: Als Phytocannabinoide werden alle Cannabinoide bezeichnet, die aus dem Pflanzenreich stammen.
Das Endocannabinoid-System
Das Endocannabinoid-System ist Teil des menschlichen Nervensystems und zeichnet sich durch die CB1- und CB2-Rezeptoren aus. An diesen Rezeptoren, bildlich als Schlösser vorstellbar, docken sogenannte Liganden an, vorstellbar als Schlüssel. CBD, THC und die anderen Cannabinoide bilden gemeinsam mit den körpereigenen Cannabinoiden wie Anandamid diese Liganden.
Die zwei Rezeptor-Typen finden sich in unterschiedlichen Bereichen des Nervensystems. CB1-Rezeptoren finden sich vorwiegend im zentralen Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark. Jedoch findet man CB1-Rezeptoren auch im peripheren Nervensystem, wie der Darm-Wand. Cannabinoide, die an CB1-Rezeptoren andocken, sind beispielsweise für Glücksempfinden zuständig, für Schmerzhemmung, Angstminderung oder Appetit.
CB2-Rezeptoren finden sich vor allem in Immun-Zellen und im Knochen-Aufbau, sind jedoch im Moment noch deutlich weniger erforscht. Erste Untersuchungen lassen jedoch bereits erahnen, wo die Reise hingeht: Der Krankheitsverlauf von Alzheimer lasse sich so bspw. durch Cannabis positiv beeinflussen. Doch nun zu den einzelnen Cannabinoiden:
THC – Tetrahydrocannabinol
THC ist die psychoaktive Komponente der Cannabis-Pflanze. Das Molekül liegt in der Pflanze als THCa vor – THC-Säure. Diese THC-Säure muss erhitzt werden, um ins psychoaktive THC ohne a umgewandelt werden zu können.
Durch die Einnahme von THC wird der Stoffwechsel des menschlichen Körpers direkt und indirekt beeinflusst. THC bewirkt unter anderem eine Modulation des menschlichen Hormonspiegels. THC nimmt beispielsweise einen Einfluss auf Serotonin-, Dopamin und Cortisol-Spiegel. Dadurch wird beispielsweise das Glücksgefühl gesteuert, das Gefühl von Schmerz und die Wahrnehmung von Stress.
THC in Medizin und Freizeit: Parallelen
Bei der Erregung eines Glückszustandes und der Schmerzlinderung gibt es viele Parallelen, wenn man sich die biochemischen Vorgänge im Körper anschaut. Unterschiede ergeben sich jedoch meist in der Ausgangssituation einzelner Personen, also in welchem Verhältnis die einzelnen Hormone im Moment zueinander vorhanden sind und welche körperlichen Prozesse auf den Hormonhaushalt Einfluss nehmen. Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass bei der medizinischen Behandlung mit THC und dem Freizeitkonsum zum Zweck einer Ausschüttung Glück die gleichen Mechanismen wirken.
Somit findet THC im medizinischen Bereich vor allem in der Schmerzlinderung und als ganzheitliche, tief im Körper ansetzende Medikation Anwendung.
THC findet bei Schmerz-Patienten Anwendung, bei ADHS, Fibromyalgie, Schlafstörungen, bestimmten Krebsarten, bei der Behandlung der Nebenwirkungen einer Chemo-Therapie, bei Alzheimer und vielen weiteren Bereichen.
Zu den Risiken des THC-Konsums gehört beispielsweise das erhöhte Risiko, eine Angst-Störung zu erleiden, Depressionen zu bekommen und in jungen Jahren die Möglichkeit einer Psychose.
CBD – Cannabidiol
Einer der größten Trends im Cannabis-Bereich dreht sich um das nicht-psychoaktive CBD. Vielerorts als „Cannabis Light“ eingeführt, bricht Cannabidiol die Grenzen zwischen verschriener Pflanze und Gesellschaftlicher Akzeptanz von Cannabis auf. Durch seine nicht-psychoaktive Natur ist CBD in vielen Ländern erlaubt – es wird beispielsweise in CBD-Ölen, Cremes oder Hunde-Leckerlis verarbeitet.
Denn dem Cannabis-Revolutionär CBD werden viele medizinische Eigenschaften zugesprochen. So wirkt CBD unter anderem entzündungshemmend, regt die Zellneubildung- und Regeneration an, nimmt Einfluss auf den Herzschlag, stärkt Immunreaktionen und nimmt Einfluss auf die Stimmung eines Menschen.
CBD als Gegenspieler von THC
Ein wichtiger Aspekt von CBD findet sich in seiner gegensätzlichen Wirkung zu THC. Denn wo THC Ängste verstärken kann, ist CBD für seine angstlösenden Eigenschaften bekannt. CBD wirkt beruhigend und dem psychoaktiven Effekt von THC aktiv entgegen.
Doch CBD wirkt in gewissen Effekten nicht nur dem THC entgegen – in manchen Aspekten ergänzen die beiden Cannabinoide sich auch. So fördert THC in geringer Konzentration sogar die Aufnahmefähigkeit von CBD. In ihren beruhigenden Eigenschaften ergänzen sich die beiden Cannabinoide.
CBG – Cannabigerol
CBG ist ebenso wie CBD NICHT psychoaktiv, zumindest für sich genommen. Denn einige Konsumenten von CBG berichten von einer Zunahme des Euphorie-Gefühls, wird CBG mit THC gemeinsam konsumiert. Es deutet vieles darauf hin, dass CBG Wechsel- und Kreuzwirkungen mit anderen Cannabinoiden bewirkt.
In der Medizin deuten erste Untersuchungen darauf hin, dass CBG antibiotisch wirke und den Körper bei Immun-Antworten unterstütze. Dies konnte beispielsweise bei MS-Patienten oder Huntington-Betroffenen festgestellt werden. CBG wirke übelkeitshemmend.
CBG wirkt vor allem an CB1-Rezeptoren, also im Gehirn und anderen Bereichen des zentralen Nervensystems.
Eine sehr interessante Eigenschaft von CBG ist seine antibakterielle Eigenschaft, wie die McMaster University in Hamilton, Kanada untersucht hat. In dieser Studie wurde die antibakterielle Wirkung gegen multi-resistente Bakterien des Stammes Staphylococcus Aureus nachgewiesen.
Da die Forschungen mit CBG noch ganz am Anfang stehen, sei an der Stelle darauf hingewiesen, dass in den nächsten Jahren noch zahlreiche Erkenntnisse hinzukommen und manche momentanen Beobachtungen sich auch als falsch herausstellen können. Die Zeit wird es zeigen.
CBN – Cannabinol
Während es in Europa bereits CBG-Blüten und Produkte mit CBG gibt, sieht es bei CBN noch deutlich rarer aus. CBN ist im Moment noch deutlich mystifizierter und hat noch einen sehr langen Weg vor sich, wenn es um wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Akzeptanz geht.
Man weiß Stand jetzt bereits, dass CBN leicht psychoaktiv wirkt und in der lebenden Pflanze nur in sehr geringen Konzentrationen vorkommt. Das ist damit begründet, dass CBN ein Abbauprodukt von THC ist. In gelagertem Cannabis finden sich deshalb meist höhere CBN-Konzentrationen, da hierbei schon mehr Zeit für die Umwandlung von THC zu CBN verfügbar war. Bei gelagerten, oxidierten Cannabis-Produkten wie Haschisch beispielsweise findet man deshalb vergleichsweise hohe CBN-Konzentrationen.
Im Gegensatz zu CBG hat CBN eine größere Affinität, an CB2-Rezeptoren anzudocken, als an CB1.
Vielseitige Anwendungs-Möglichkeiten von CBN in der Medizin
CBN wirke entzündungshemmend, antibakteriell, könne als Beruhigungsmittel Anwendung finden und für die Linderung von Asthma eingesetzt werden. In Zusammenhang mit THC senkt CBN den Augeninnendruck und kann somit zur Behandlung von Beschwerden wie Glaukom eingesetzt werden.
In vielen Produkten wie Cannabinoid-Aromaölen wird CBN zugesetzt, da dem Cannabinoid eine stark müdigkeitsfördernde Wirkung attestiert wird. Wer schon mal lang gelagertes Haschisch probiert hat, weiß wahrscheinlich, was damit gemeint ist.