Hermaphroditen – Herkunft, Auswirkungen und was die Zukunft bringt

Hermaphrodit Pflanzen sind natürlich und gehören zum Kultivieren von Cannabis dazu, auch wenn es bei vielen ein unangenehmes Thema ist. Doch ist ihr Ruf wirklich so schlimm?

Es ist nicht wissenschaftlich belegt, dass Hermaphroditismus bei Cannabispflanzen ein negatives Merkmal ist. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass Hermaphroditismus auch Nachteile haben kann, wie das Weitergeben von fehlerhaften DNA-Sequenzen, Instabilität oder Krankheiten.

Letztendlich hängt es von den Zuchtzielen und den spezifischen Anforderungen eines Züchters ab, ob Hermaphroditismus als positiv oder negativ bewertet wird.

Ursprung und Gründe von Hermaphroditen

Es ist nicht zu vernachlässigen, dass wenn Hermaphrodit Merkmale in einer Zucht übersehen werden, diese sich später deutlich bemerkbar machen können. Oftmals sind Hermaphrodit Merkmale auch gar nicht in jeder Generation vorzufinden und können zudem viele Hintergründe haben.

  • Ältere Gen-Informationen aus früherer Zeit, als Pflanzen noch einhäusig waren.
  • Zellteilungsfehler durch Hormonschwankungen oder Signal-Unterbrüche.
  • Meiose-Fehler, bei denen sich Chromosomen nicht korrekt teilen und fehlerhafte Pollenkörner die weibliche Pflanze bestäubt haben. (Meiose: „Reifeteilung“ – der Prozess, bei denen sich männliche und weibliche Gene in einer neuen Generation zufällig vermischen)

Nicht jeder Hermaphrodit ist gleich.

Low Herm: Eine Pflanze welche gelegentlich durch Stress eine/n Banane/Pollensack ausbildet oder immer wieder an fast der gleichen Stelle, zum Beispiel am untersten Trieb.
Mittlerer Hermaphrodit
Median Herm: Eine Samenpflanze, welche im ersten Durchlauf mehrere oder vereinzelte Pollensäcke unter jeder Blüte oder Internodium (auch Blattachse genannt) bildet. 

Auch Klone, welche von dieser Pflanze genommen wurden, zeigen dieselben Eigenschaften oder geringer, indem sie nur vereinzelt Pollensäcke ausbildet, aber nicht mehr an jeder Blüte/Trieb.
Starker Hermaphrodit
Strong Herm: Eine Pflanze, welche offensichtlich beide Geschlechtsmerkmale ausbildet. Es sind deutlich am obersten Trieb (Headbud) die Ausbildung von männlichen Pollensäcken zu erkennen sowie weiße Härchen (auch Pistills oder Stigma genannt, die aus der Calyx wachsen) welche die weiblichen Pflanzen ausbilden, um den Pollen einzufangen und ihr Überleben zu sichern.

Wer sich mit der Cannabis Kultur in Tiefe beschäftigt, wird zu ähnlichen Erkenntnissen kommen. Wirft man einen Blick nach Afghanistan oder Pakistan oder auf die marokkanischen Felder, so ist auch dort oftmals ein stark auftretender Hermaphrodit in der Mitte des Feldes vorzufinden. Oftmals bilden diese an der unteren Hälfte sämtliche männlichen Pollensäcke aus, die den oberen Teil der Pflanze bestäuben, da es dort weibliche Merkmale ausprägt, welche den Pollen einfangen und neues Saatgut produzieren, um, wie weiter oben erwähnt, ihr Überleben zu sichern. Auch in den Strain Hunter Folgen von Greenhouse Seeds kann dies beobachtet werden.

Auswirkungen von Hermaphroditen

In der heutigen Cannabiswelt, wo es oftmals nur um „Bag Appeal“ oder den nächsten Hype geht, wird oftmals vergessen, dass die meisten Sorten starke Poly-Hybride sind. Diese haben oftmals solch lange Stammbäume, dass man auf seedfinder.eu zweimal scrollen muss, um am Ende anzukommen.

Auch wir haben natürlich probiert, mit solcher Genetik zu arbeiten. Manche Sorten waren stabil genug, während andere komplett instabil waren. Hier waren keine Unterschiede zwischen neuen High Class Brands oder alten Züchtern zu erkennen. Hermaphrodit Pflanzen traten so gut wie überall auf, aber auch gute Phänotypen, welche das Potenzial hatten, sie mehrfach zu kultivieren und etwas Neues mit ihnen zu kreieren.

Genau deshalb predigen wir immer wieder, seine Genetik bestmöglich kennenzulernen, bevor man mit dieser weiterarbeitet. Oftmals sind mehrere Durchgänge sowie verschiedene Jahreszeiten mit unterschiedlichen Bedingungen nötig, um die Stabilität seiner Genetik genauestens herauszufinden.

Die Zukunft von Hermaphroditen

In der Zukunft werden sogenannte „Phenohunt(s)“ mit hoher Wahrscheinlichkeit im Labor stattfinden. Dafür benötigt man lediglich einen Bruchteil einer DNA Sequenz, um den genetischen Code und die daraus resultierende Pflanze zu reproduzieren. Solche DNA Sequenzen können auf verschiedenste Eigenschaften wie Wachstum, Resistenz oder Geschmack untersucht werden.

Man spricht hier auch von „Marker-assisted breeding“ was eine neue Form der Selektion ist.

Marker-assisted breeding (MAB) ist eine moderne Methode der Pflanzenzüchtung, bei der genetische Marker verwendet werden, um bestimmte Eigenschaften in den Pflanzen zu identifizieren und zu übertragen. Es ist eine präzisere und effizientere Methode als die traditionelle Züchtung und ermöglicht es Züchtern, spezifische Merkmale schneller und mit höherer Wahrscheinlichkeit zu erreichen.

MAB wird durch den Einsatz von DNA-Markern unterstützt, die spezifische Gene identifizieren, die für bestimmte Eigenschaften wie Pflanzenhöhe, Ertrag und Krankheitsresistenz verantwortlich sind. Züchter können die Pflanzen auf diese Marker testen, um diejenigen auszuwählen, die die gewünschten Eigenschaften aufweisen. Dies beschleunigt den Züchtungsprozess und führt zu hochwertigeren Ergebnissen.

Unerwünschte Eigenschaften oder Merkmale, welche durch frühere Genetik vererbt worden sind, könnten durch CRISPR/Cas9 repariert, ersetzt oder sogar weiter manipuliert werden.

Falls dich diese Themen interessieren, ließ hier gerne weiter: CRISPR/Cas9 in Cannabis: Die Zukunft der Gentechnologie

Bis zum nächsten mal.

In Liebe,
Grandma

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