Als Oma früher mit frischen Limetten aus dem Obstgarten oder duftendem Lavendel von ihren Heide-Spaziergängen wiedergekommen ist, haben sich ihre Aromen im ganzen Haus ausgebreitet. Erst später haben wir begriffen, dass die Pflanzen Omas Helfer fürs Gemüt waren. Der Duft von frischen Zitrus-Früchten hat ihr immer dieses warme Lächeln aufs Gesicht gezaubert, für das wir sie alle so lieben. Der Duft von Lavendel hat uns alle immer so schön beruhigt vor dem Schlafen gehen, sodass jede Nacht pure Erholung war.
Heute züchten wir Cannabis-Sorten und sind begeistert von der Vielfalt der verschiedenen Aromen, die wir in den unterschiedlichen Sorten entdecken können. Es ist ein Geschenk der Natur, dass Cannabis so viele verschiedene Aromen in einer Pflanze vereint. Eine Vielzahl von Aromen, für die Oma damals noch weite Erkundungs-Touren in die Natur unternehmen musste. Denn so viele unterschiedliche Aromen wie in der Cannabis-Pflanze, sucht man bei anderen Pflanzen-Spezies vergeblich.
Tausende Terpene machen das Aroma von Cannabis aus
Die Aromen von Pflanzen werden im Fach-Jargon Terpene genannt und gliedern sich in 8000 unterschiedliche Moleküle. Das verrückte daran: Terpene sind nicht nur olfaktorischer Natur, sondern bewirken beim Inhalieren, auf die Haut auftragen oder Essen auch spezifische Wirkweisen. Man kennt es von der Zitrone: Sauer macht lustig. Dafür verantwortlich zeichnet sich das Terpen Limonen. Doch beginnen wir beim Allgemeinen und widmen uns im Laufe des Textes den unterschiedlichen, einzelnen Terpenen.
Seit im letzten Jahrtausend das Endocannabinoid-System entdeckt wurde, hat sich die Cannabis-Wissenschaft vorerst besonders auf die cannabinoiden Bestandteile der Pflanze konzentriert: Zuerst THC, dann irgendwann CBD und heute CBG, CBN und viele mehr. Mehr über die einzelnen Wirkweisen der unterschiedlichen Cannabinoide lest ihr in unserem Fachartikel zu Cannabinoiden nach.
Kurz zusammengefasst, bestimmen Cannabinoide die Wirkung einzelner Cannabis-Strains essentiell – so wirkt THC vor allem Psychoaktiv, appetitssteigernd und krebsbekämpfend, während CBD in Kopf und Muskeln entspannend wirkt, gegen Nervenschmerzen hilft und auch bestimmte Krebsarten besiegen kann.
In jüngster Vergangenheit wurde dann eine weitere Gruppe sekundärer Inhaltsstoffe der Cannabis-Pflanze entdeckt: Die Terpene. Sie modulieren die angesprochenen Cannabinoide in ihrer spezifischen Wirkweise und können als Hemmer oder Verstärker dieser gelten. Dieser Umstand macht die Terpene zu den eigentlichen Sorten-Unterscheidern. Denn ihre Vielfalt übersteigt die der Cannabinoide um ein Vielfaches.
Terpene: Oberbegriff für geschmacks- und wirkungsstimulierende Inhaltsstoffe von Pflanzen.
Terpene kommen wie in der Einleitung angedeutet nicht nur in Cannabis-Pflanzen vor, sondern geben zahlreichen Blüten, Früchten und anderen Lebewesen ihren charakteristischen Duft und Geschmack. Terpene können im 21. Jahrhundert sogar synthetisch hergestellt werden, aber an dem Punkt endet unsere Philosophie. Synthetische Terpene würde Oma nie in ihre Küche einziehen lassen!
Es existieren sogar Terpene aus tierischer Herkunft. Bekannt sind 2021 über 8000 Terpene (Kohlenwasserstoffe) und weiter gefasst über 30.000 Terpenoide (Kohlenwasserstoffe mit funktionalen Ketten). Mittels chemischer Trennverfahren wie der Gaschromatographie lässt sich die Terpen-Zusammensetzung einer Pflanze ermitteln, wobei man mit Hilfe der gewonnenen Ergebnisse „rückwärts“ Pflanzenarten bestimmen kann. Jede Pflanze ist bekannt für ein gewisses Terpenprofil, bei der Cannabis-Pflanze lassen sich damit sogar verschiedene Sorten bzw. Strains ermitteln!
Verschiedene Sorten sind bekannt für bestimmte Terpen-Profile. Denn die Cannabis-Pflanze als eine der meistgekreuzten polyhybriden Pflanzenarten weltweit kennt mittlerweile tausende solcher Terpenprofile, die sich je nach Sorte mehr oder weniger stark voneinander unterscheiden. Denn im Gegensatz zu Pflanzen der grundsätzlichen Ernährung wie Getreide oder Kartoffeln, wurde Cannabis nicht nur auf maximale Erträge und Resistenzen selektiert. Cannabis ist in gewisser Weise ein Luxus-Produkt und analog zu anderen Luxus-Produkten wie Parfums oder Power-Smoothies geht es bei Cannabis um die Essenz. Um das Göttliche, das Spirituelle, das Heilende. Und was wäre dafür besser geeignet als ein umfassender Mix an Terpenen und Cannabinoiden, der erst durch seine Vielfalt sein ganzes Potential entfalten kann.
Terpene kommen im Gegensatz zu Cannabinoiden wie THC und CBD nicht im zweistelligen Prozentbereich in der Pflanze vor, sondern bewegen sich im Promillebereich.
Eine Cannabis-Pflanze enthält also gern mal nur 0,2% eines gewissen Terpens. Terpene sind jedoch so viel wirkungsvoller als die bekannten Cannabinoide, dass sie schon in solch geringen Konzentrationen ihre Wirkungen entfalten und auch den Geschmack deutlich in eine bestimmte Richtung verschieben.
Aus diesen beiden Gründen haben es sich vor allem Cannabis-Züchter wie Grandma’s Genetics zur Aufgabe gemacht, immer größere Mengen Terpene in die Sorten zu züchten. Doch nicht nur die Quantität zählt, auch die Vielfalt an Terpenen ist uns wichtig. Wir wollen bestehende Terpen-Profile stärken, konservieren und verbessern. Aber auch neue Terpen-Profile zu entdecken und zu züchten zählt zu unserer großen Leidenschaft.
Denn letzten Endes machen Terpene den Unterschied, ob eine Sorte dich in die Couch lockt, deine Kreativität zu neuen Höhen führt oder wie ein morgendlicher Kick-Start wirkt.
Übrigens sind manche Terpene gleichzeitig auch Cannabinoide, …
… so beispielsweise das entzündungshemmende Beta-Caryophyllen. Cannabinoide können also Terpene sein und Terpene Cannabinoide. Die Grenzen fließen wie so oft ineinander.
Unterschiedliche Terpene und Cannabinoide können je nach Kombination und Mischverhältnis andere Wirkungen entfalten. Diese Beobachtung nennen wir Entourage-Effekt. Die Kombinationsmöglichkeiten sind mit Blick auf die 30.000 Terpenoide und über hundert Cannabinoide nur mit Hilfe von Super-Computern zu berechnen.
Die Erkenntnis des Entourage-Effekt führt beispielsweise bei medizinischen CBD-Produkten in Kalifornien immer häufiger dazu, dass ein geringer Anteil THC über 1% in die CBD-Creme oder CBD-Tinktur gemischt wird, weil sonst einige gewollte (medizinische) Effekte ausbleiben würden. Es geht an der Stelle explizit nicht um das High, welches ausbleiben würde, sondern andere, subtilere Effekte.
In unterschiedlichen Cannabis-Sorten können hunderte Terpene vorkommen. Die sechs am häufigsten in Cannabis vorkommenden Terpene sind dabei Limonen, Humulen, Alpha-Pinen, Linalool, Beta-Caryophyllen und Myrcen. Eine genauere Betrachtung der Terpene lohnt sich an der Stelle definitiv, da die Unterschiede von Terpen zu Terpen mitunter sehr deutlich sind.
Myrcen – das „Mango-Terpen“
Beginnen wir mit dem Terpen, welches nach dieser Untersuchung am häufigsten in Cannabis-Sorten vorkommt. Myrcen taucht in duftenden Pflanzen und Kräutern auf, darunter in der für ihren Myrcengehalt berühmten Mango, in Zitronengras oder auch Thymian. Auch Daniela Ludwigs Lieblingspflanze, der Hopfen, setzt ganz auf das schmerzlindernde Terpen. Lorbeerblätter, Basilikum und eben auch Cannabis runden die Sammlung myrcenhaltiger Blätter, Blüten und Früchte gebührend ab.
Wirkung von Myrcen
Wer gerne Indica-Sorten raucht, die einen in die Couch drücken, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Vorliebe für Myrcen. Denn dieses Terpen wird vorrangig mit den sedierenden Effekten von Cannabis verbunden. Laut dieser Quelle sollen Cannabis-Sorten mit mehr als 0,5% Myrcen (5 Promille) die typische Indica-Wirkung hervorrufen. Stellt euch das mal vor: 0,5% der gesamten Biomasse der Blüten, das entspräche bei einem Gramm lediglich 5mg! Aber hey: Von einem 5mg-THC-Edible verspürt man schließlich auch eine Wirkung, und das ist THC, was 100mg-250mg eines Gramm-Buds ausmacht und damit in deutlich höheren Konzentrationen als Myrcen konsumiert wird.
Myrcen: Die Legende der verstärkenden Mango
Witzig finden wir die „Kiffer-Legende“ von der Mango, die das High nach dem Rauchen einer Sport-Zigarette verstärken soll. Auch wenn das in ausufernden Sessions nicht immer zu reproduzieren gelingt, kommt der Myrcen-Effekt beispielsweise beim Microdosing, also dem niedrig dosierten, stetigen Konsum deutlicher zum Tragen. Hier spielt zusätzliches Myrcen in der Tat eine wichtige Rolle: Denn gerade bei kleinen Konsumeinheiten spielt Myrcen eine hilfreiche Stärke aus: Myrcen wirkt wie ein Turbolader für Cannabinoide, indem das Terpen die Zeit der begleitenden Cannabinoide zum Überwinden der Blut-Hirnschranke verkürzt. Das steigert die Wirkung und lässt die kleine Dosis wie eine große aussehen.
Myrcen wirkt zudem:
- Entzündungshemmend
- beruhigend
- schmerzlindernd
- antibiotisch
- antimutagen (hemmt Mutationen, verringert somit auch die Ausbreitung von Krebsgeschwüren)
Myrcen kommt entgegen der indica-exklusiven Vermutung auch in Sativa und Hybriden Cannabis-Strains vor. Klar, immerhin kommt Myrcen im Vergleich zu anderen Terpenen am häufigsten und in den höchsten Konzentrationen aller Terpene in Cannabis-Strains vor. So findet man Myrcen beispielsweise in der sativadominanten Green Crack, die in den USA eine schöne Standard-Sativa ist. Auch Sativa-Klassiker Blue Dream enthält jede Menge Myrcen, ebenso die klassischste aller Indicas: Die Northern Lights. Weitere charakteristische Myrcen-Sorten mit hohem Indica-Gehalt: White Widow, Himalayan Gold oder Pure Kush.
Für ein optimales Zusammenspiel medizinischer und anderer modulierender Effekte von Myrcen lohnt es sich, Sorten zu konsumieren, die neben Myrcen auch die folgenden Cannabinoide und Terpene beinhalten:
- CBD, THC (schmerzstillend)
- CBN, THC (sedierend, beruhigend)
- CBD, CBG (hemmt die Mutation von Krebszellen)
- Nerolidol (sedierend)
Limonen
Außerhalb der Cannabis-Pflanze kommt Limonen vor allem in Schalen von Zitrusfrüchten, Rosmarin, Wacholder und Pfefferminz vor. Das markante Terpen, welches beispielsweise in Sour Diesel, Tangie, OG Kush oder Super Lemon Haze auftaucht, schmeckt nicht nur einzigartig eindeutig nach Zitone. Es ruft vor allem auch nicht zu vernachlässigende medizinische Effekte hervor.
Medizinische Effekte von Limonen
- Limonen hat eine antibakterielle Wirkung
- erhöht die Aufnahmefähigkeit unserer Haut, Schleimhäute und Darmwand für andere Terpene
- Untersuchungen deuten Wirksamkeit bei der Bekämpfung der weitverbreiteten Krebsarten Brust-, Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs an.
- lindert Sodbrennen und Gastroösophageale Refluxkrankheit (im Magen)
Recreational Effekte von Limonen
Limonen-haltige Cannabis-Sorten gelten als stimmungsaufhellend – oder wie hat Oma immer gesagt? Sauer macht lustig. Limonen wirkt aktivierend und motivierend, besonders im Zusammenspiel mit dem Cannabinoid CBG.
- stimmungserhellend
- spannungslösend und
- stressreduzierend
Limonen kommt vor allem in sativa-dominanten Sorten vor und kann unter besten Bedingungen bis zu 2 Prozent der Biomasse einer Pflanze ausmachen! Das ist jedoch stark von der jeweiligen Pflanze abhängig, denn besonders beim Aufziehen von Cannabis-Pflanzen aus Samen spielt die genetische Lotterie stets eine wichtige Rolle, wie viel Prozent eines Terpenes die Pflanze auch tatsächlich ausprägt.
Optimale bzw. gleichbleibende Bedingungen beim Anpflanzen können auf die Ausprägung von Terpenen einen zweiten großen Einfluss nehmen, weshalb man diesem Aspekt beim terpenreichen Cannabis-Anbau besondere Beachtung schenken sollte. Die letzten beiden Absätze gelten als generelle Tipps im Umgang mit verschiedenen Cannabis-Sorten und der Ausprägung von Terpenen.
Limonene entfalten ihr ganzes Potential am besten im Zusammenspiel mit folgenden Terpenen und Cannabinoiden:
- CBD, CBG, CBN (anti-Krebs)
- CBG (antidepressiv, stimmungsaufhellend)
- Linalool (angstlösend)
Limonen wird übrigens auch gern in Reinigungsmitteln, Lebensmitteln, Parfüms und der Medizin eingesetzt, da es nicht nur antibakteriell wirkt, gut riecht und ein umwerfendes Aroma erzeugt, sondern durch seine geringe Toxizität zudem sehr verträglich ist.
Humulen (α-Caryophyllen)
Humulen zeichnet sich durch erdig-holzige Duftnoten aus. Assoziationen zu OG Kush auf oder auch White Widow kommen da schnell in den Sinn. Humulen ist somit eines der klassischen Cannabis-Terpene, das seine ganz eigenen Fans hat.
In Europa, aber auch den USA sind Cannabis-Strains mit dem holzig-erdigen und oft auch kräutrig-scharfen Geschmack von Humulen vergleichsweise beliebt. White Widow, Sour Diesel, Girl Scout Cookies oder Skywalker OG: Die ersten drei dieser Sorten findet man mühelos in vielen holländischen Coffeeshops oder spanischen Social Clubs wieder.
Der Name Humulen kommt übrigens von „Humulus“, der lateinischen Bezeichnung des Hopfens. Im Hopfen kommt das Terpen sehr prominent vor. Die Parallele schweißt Hopfen und Hanf als Mitglieder der gleichen Pflanzenfamilie zusammen. Außerdem findet man Humulen in Basilikum, Koriander, Nelken, Ingwer, Ginseng, Salbei, Pfefferminze und Basilikum wieder.
Humulen wirkt:
- Appetitsreduzierend
- Entzündungshemmend
- Antibakteriell
- Schmerzlindernd
Außerdem wird Humulen in der ökologischen Landwirtschaft als natürliches Insektizid zur Abwehr von Schadinsekten verwendet.
Als weitere Humulen-reiche Sorten neben OG Kush und White Widow sind Cheese, Super Lemon Haze & Headband zu nennen. Alles Sorten, die auch hohe THC-Werte erreichen können!
Besonders intensive Synergie-Effekte ohne „Überschreiben“ wichtiger Effekte von Humulen lassen sich erreichen, wenn man Cannabis-Sorten mit folgenden Cannabinoiden und Terpenen konsumiert:
- CBC, CBG (verdrängt Pilze aus einem Organismus)
- THC (Blutgeringungshemmer/ hilft gegen Verklumpen des Blutes)
- THCa, CBGa (können ebenso als Insektizid eingesetzt werden)
β-Caryophyllen – das „Haze-Terpen“
Obwohl β-Caryophyllen fast gleich heißt wie α-Caryophyllen (=Humulen), unterscheiden die beiden Terpene sich doch recht deutlich voneinander. Im Gegensatz zum erdigen Bruder kommen bei β-Caryophyllen noch süße, würzige, scharfe und Nelken-Duftnoten zur erdigen Basis hinzu. β-Caryophyllen wirkt zudem auch als Cannabinoid, welches zum Beispiel die vorrangig im Immunsystem aktiven CB2-Rezeptoren unseres Endocannabinoid-Systems besetzt. Die Tatsache, dass β-Caryophyllen als Cannabinoid wirkt, ist auf seine vergleichsweise komplexe Struktur zurückzuführen.
Neben der Cannabis-Pflanze kommt β-Caryophyllen besonders häufig in schwarzem Kümmel, Nelken, Hopfen, Basilikum, Oregano, schwarzem Pfeffer, Lavendel oder dem entgiftenden Copaiba-Öl vor. Dieses ist bekannt aus der Kosmetik und wird beispielsweise in Cremes eingesetzt.
In Anbetracht dieser Arten-Vielfalt, in denen das Haze-Terpen vorkommt, wird deutlich, mit welch komplexem Terpen wir es mit β-Caryophyllen zu tun haben. Denn es kommt in all diesen unterschiedlichen Pflanzen und Gewürzen vor, entfaltet sich aber je nachdem, welche Terpene und Duftnoten sonst noch enthalten sind, auf unterschiedliche Weise. Wir behalten den Entourage-Effekt stets im Hinterkopf, denn eine isolierte Betrachtung von Terpenen ohne ihre Wechselwirkungen mit anderen Stoffen weist oftmals in eine irreführende Richtung.
β-Caryophyllen – scharf wie Pfeffer
β-Caryophyllen äußert sich im Geschmack von Cannabis oft als sehr scharf, teilweise sogar deftig. β-Caryophyllen kommt nach einer Untersuchung aus Washington State in Indicas, Sativas und Hybriden gleichermaßen vor und erreicht beim Großteil der untersuchten Strains ca. 0,3 Prozent an der Biomasse, selten werden auch Werte um 1 Prozent erreicht.
Eine Sorte, die einen besonders hohen Anteil β-Caryophyllen enthält, ist die Sorte Death Star. Ihr Gesamt-Terpen-Gehalt enthält 56% Prozent β-Caryophyllen! Ein Sativa-Gegenspieler der indicalastigen Death-Star ist die Sorte Candyland. Doch auch ausgewogene Hybride wie Girl Scout Cookies, GG4 oder White Widow stehen für hohe β-Caryophyllen-Werte.
Das Terpen β-Caryophyllen sorgt außerdem bei vielen Haze-Genetiken für den typischen süß-erdig-scharfen, beinahe beißenden Geruch.
Das enorme medizinische Potential von β-Caryophyllen ergibt sich aus der Funktion als Cannabinoid. Indem β-Caryophyllen CB2-Rezeptoren besetzt, werden verstärkt Maßnahmen des Immunsystems aktiviert. CB2-Rezeptoren befinden sich im gesamten Gewebe und haben die spezielle Fähigkeit, ihre Zahl im Gehirn nach Verletzungen oder bei Krankheit zu erhöhen. Inneren Entzündungen kann so schneller Einhalt geboten werden und das Risiko eines Gehirn-Schadens wird reduziert. Zudem fällt der wahrgenommene Schmerz bei besetzten CB2-Rezeptoren niedriger aus, als wenn die entsprechenden Rezeptoren nicht besetzt werden. Wie hat Oma immer so schön gesagt: Gib der Natur eine Chance bei der Behandlung deiner Wehwehchen.
Des Weiteren wirkt β-Caryophyllen:
- Schmerzlindernd
- Entzündungshemmend
- Beugt vielen Krankheiten durch verstärkte Immunaktivität vor
- Blutverdünnend/ wirkt Klumpen entgegen
- Verhindert (epileptische) Anfälle bzw. mindert ihr Auftreten
- Kann erforderliche Morphium-Dosen senken
- Beugt wahrscheinlich Alzheimer vor, da dies mit Entzündungen im Gehirn und daraus resultierenden Ablagerungen assoziiert wird, wogegen β-Caryophyllen hilft.
α-Pinen
Stell dir kurz vor, du stehst in einem mediterranen Küstenwald. Oder in Mitten der riesigen Redwoods oder im Yosemite-Nationalpark. Dann hast du den unheimlich intensiven Geruch des nadlig duftenden Terpens direkt im Kopf. Der α-Pinen-Duft liegt mit einer gewissen Schwere in der Luft, bleibt dabei jedoch angenehm süß mit einem Hauch Schärfe. Pinie – ein Duft, der für sich steht. Man kann ihn natürlich auch hier in Europa an vielen Orten genießen, zum Beispiel auf Korsika, in Frankreich, Italien, Sardinien, Mallorca, Spanien und überall sonst, wo maritimes bis subtropisches Klima herrscht und die entsprechenden Nadelbäume vorkommen.
Abseits von Cannabis und Koniferen finden wir natürlich auch das Terpen α-Pinen in anderen Pflanzen wieder. Darunter zählen unter anderem Rosmarin, Dill, Basilikum, Orangenschalen und Petersilie. Funfact: Auch Terpentinöl, verwendet in der Herstellung dichtender Lacke, besteht bis zu 60% aus α-Pinen!
α-Pinen wird von einer besonderen Vielfalt begleitet, denn je nach Anordnung der einzelnen Elemente des α-Pinen-Moleküls entstehen unterschiedliche α-Pinene: Eine Variante kommt vorwiegend auf dem amerikanischen Kontinent vor ((+)-α-Pinen), die andere vorwiegend in Europa ((–)-α-Pinen).
α-Pinen dient den Pflanzen, in denen es enthalten ist, genauso wie das psychoaktive THC als Abwehrmechanismus gegen natürliche Feinde und befindet sich ebenso wie THC in den Trichomen bzw. Harzköpfen der Blüte.
α-Pinen wirkt:
- Entzündungshemmend
- hilft gegen THC-bedingten (Kurzzeit-)Gedächtnisverlust
- Erhöht die eigene Aufmerksamkeit
- Bronchien-erweiternd (hilfreich bei Asthmaproblemen)
Ein Paradebeispiel für α-pinenhaltige Sorten sei laut Leafly.com die populäre Sorte Jack Herer, welche nach dem gleichnamigen Legalisierungsaktivisten benannt wurde. Sie mache gute Laune, verbessere die Konzentration und den Fokus und steigere die Kreativität.
Doch auch der prominente Sativa-Vertreter Blue Dream, welcher ja vorwiegend für Blaubeernoten bekannt ist, weißt einen respektablen α-Pinen-Anteil auf! Bei Leafly.com sind die Wirkungen von Jack Herer und Blue Dream auch fast Identisch charakterisiert, daran hält α-Pinen sicherlich auch eine nicht ganz unbedeutende Aktie.
Neben diesen Klassikern kommt α-Pinen außerdem noch in Super Silver Haze, Arjan’s Haze oder auch Trainwreck vor.
Die Effekte von Pinen kommen besonders gut in Sorten zur Geltung, die zudem die folgenden Cannabinoide und Terpene beinhalten:
- CBD (entzündungshemmend)
- THC (erweitert die Bronchien, hilfreich gegen Asthma)
- CBD (verbessert die Leistung des THC-bedingt schlechter laufenden [kurzzeit-]Gedächtnisses)
- CBN, CBG (Antibakteriell)
Linalool
Mit Linalool betrachten wir zum Schluss nochmal ein sehr bekanntes Terpen – man denke an unendliche Lavendelfelder in der französischen Provence! Ein Duft, den die meisten mit positiven Assoziationen verbinden. Aber auch Assoziationen an Beruhigung und guten Schlaf kommen beim Gedanken an Linalool auf, denn es wirkt eindeutig sedierend. Oma wusste schon, warum im Schlafzimmer immer ein Bund Lavendel hing.
Der unverkennbare, frisch-würzige Geschmack von Lavendel steht für sich und macht sich täglich nicht nur in vielen gemütlichen Wohnzimmern als ätherisches Öl in der Duftlampe breit.
Auch durch den ein oder anderen Joint werden viele Räume in diesen Stunden mit dem betörenden, beruhigend wirkenden Terpen aromatisiert. Denn Linalool kommt nicht nur in Lavendel, Zitronen, Lorbeer, Rosenholz und Birke vor, sondern auch in Skywalker OG, Headband, Lavender und Chem Dogg.
Linalool als eines der mindervertretenen Terpene über alle Cannabis-Sorten betrachtet weißt vor allem ein hohes medizinisches Potential auf. Für den Freizeitkonsumenten sei gesagt, dass Linalool recht entspannend wirkt. Dabei verwundert es kaum, dass vorrangig Indica-Sorten vergleichsweise hohe Linalool-Werte besitzen.
Bei medizinischer Indikation erwartet man von Linalool folgende Effekte:
- schlaffördernd
- stresslösend
- antidepressiv
- angstlösend
- schmerzlindernd
- krampflösend
- beruhigend
Linalool, welches vor allem dem Lavendel seinen charakteristischen Duft verleiht, kommt in vergleichsweise vielen Pflanzen vor. So muss man bei Schlafstörungen gar nicht unbedingt auf Cannabis setzen, sondern kann auch Koriander, Muskat, Hopfen, Ingwer, Bohnenkraut, Zimt, Basilikum, Majoran, Thymian, Oregano, schwarzen Pfeffer und viele weitere Gewürzpflanzen konsumieren, um von den vielen wertvollen Effekten von Linalool zu profitieren.
Besonders intensive Synergie-Effekte ohne „Überschreiben“ besonderer Effekte von Linalool lassen sich erreichen, wenn man Cannabis-Sorten mit folgenden Cannabinoiden und Terpenen konsumiert:
- CBG (ebenfalls angstlösend)
- CBN, THC (sedierend)
- CBD (schmerzlindernd)
- Limonen (angstlösend)
Mit einem Vaporizer können Terpene gezielt verdampft und „nicht verdampft“ werden
Wie wir spätestens am Ende dieses Artikels wissen, wirken Terpene auf andere Cannabinoide und Terpene modulierend. Wir wissen auch, dass verschiedene Terpene und Cannabinoide erst bei einer gewissen Temperatur verdampfen. Somit kann man durch Einstellen unterschiedlicher Temperaturen im Vaporizer genau einstellen, welche Terpene aus den Blüten verdampft werden und welche im Pflanzenmaterial verbleiben. Das Prinzip funktioniert natürlich nur begrenzt, denn wenn man ein Terpen isoliert genießen möchte, welches bei sehr hohen Temperaturen verdampft, müsste man die unter dieser Temperatur verdampfenden Terpene verschwenden.
Anders philosophiert kann man sich jedoch auch über den Tag mit der gleichen Ladung im Vaporizer-Köpfchen immer weiter in der Temperatur steigern. So verdampft man zu Beginn des Tages die eher belebenden Terpene und Cannabinoide und gegen Abend die eher sedierenden. Klar, so pauschal kann man Terpene und Cannabinoide nicht einteilen. Jedoch klappt diese Strategie in der Praxis recht gut. THC-V, ein Cannabinoid, welches erst bei 225 °C verdampft, macht beispielsweise sehr müde, ebenso Linalool, verdampfend bei 197 °C. Belebende Terpene wie Limonene und Beta-Caryophyllene verdampfen hingegen bei deutlich niedrigeren 176 °C. Wenn man also mit niedrigen Temperaturen in den Tag startet, wird man eher belebende Effekte erzielen und mit den hohen Temperaturen am Abend kann man sich mit dem gleichen Köpfchen in den Schlaf singen lassen.
Hier noch eine kurze Übersicht, bei welcher Temperatur die Terpene verdampfen:
- α-Pinen – 155 °C
- Myrcen – 167 °C
- Limonen – 176 °C
- β-Caryophyllen – 176 °C
- Humulen – 197 °C
- Linalool – 198 °C